HAIVMAGAZI N • Der treue Bote von Oftrvennemar. Ole erzanlung aus alten Tagen Der Burg Mark 6aorg Wiiiiqim Doggi. = XII. Fortsetzung „Ich weiß nicht, was mir fehlt," antwortete der Alte, „aber ich fühle mich wie zerschlagen. Meine Körperkräfte haben mich verlassen, und wenn ich die Au- gen schließe, wandert meine Seele auf bunten Pfaden und gerät in finstere Höhlen, in de- nen die Angst wohnt. Ach, Herr Kaplan, verlassen Sie mich heu- te nicht! Ich ersticke vor Unru- he." Paulus hatte die Hand des Bauern erfaßt und fühlte nach dem Puls, dessen Gang zwar et- was unruhig war, Fiebererschei- nungen aber nicht erkennen ließ. „Vor wem fürchtet ihr euch denn?" fragte er teilnehmend. „Vor keinem Menschen," ant- wortete der Bauer, „aber vor Gott, wenn ich in dieser Stunde vor sein Angesicht treten müß- te!" Und schaudernd wandte er sein Gesicht wieder zur Wand. Er schwieg und schien etwas ru- higer zu werden. Die Schatten der Nacht waren längst herauf- gezogen und ließen die Gegen- stände in der Stube kaum erken- nen. Der Kaplan wollte um Licht bitten, aber der Bauer wehrte ab. „Lasset uns so noch etwas verweilen," bat er. „Ich möchte euch gern um Rat fragen. Die Or. zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA 01,4 Pry Mk (An. Mamma 450ters,0,1, 1.09. • Angst beginnt wieder von neu- em. Könnte sie wohl daher kom- men, daß ich Anna Unrecht ge- tan habe, indem ich sie zu einer Heirat zwang, die trotz meiner besten Absichten dennoch ihr Lebensglück zertrümmert. 0, wenn der Fluch nicht wäre, den ich im Zorn zwischen mich und mein Kind geschleudert habe! Ich wäre wohl bereit, meinen Anteil zurückzunehmen, aber wie steht's um den Anteil, den ich Gott im Himmel zur Ausfüh- rung übertragen habe?" „Um den macht euch keine Sorge," sprach der Kaplan. „Dessen Fol- gen nehme ich auf mich, löset ihr nur erst euren Anteil und wandelt ihn in Segen um, für das andere lasset mich sorgen!" Da richtete sich der Alte auf, sei- ne linke Hand in die Hände des Kaplans, hob seine rechte in die Höhe und sagte: „0 Gott im Himmel, verzeihe mir alle Sün- den, die ich im Leben getan ha- be, und vergib mir namentlich den Fluch, den ich unbedacht über meine Tochter ausgesto- ßen habe. Siehe, soweit ich es vermag, nehme ich ihn zurück, mache auch Du ihn ungesche- hen!" „Ist das euer ernstlicher Wille und eures Herzens auf- richtige Meinung, so gebt mir eure rechte Hand," sprach jetzt der Kaplan. „Ja, das ist es!" ant- wortete der Lichtberger und reichte ihm die gewünschte Hand hin, die der Kaplan ergriff und herzlich drückte. Ermüdet sank der Bauer in die Kissen zu- rück. Heller Schweiß drang ihm von der Stirne, den der Kaplan sorglich wegwischte. Der Mond war inzwischen aufgegangen, und das Antlitz des Alten er- schien geisterhaft in seiner Be- leuchtung. Paulus erhob sich. Der Zu- stand des Lichtbergers machte ihm Sorge. Augenblicklich sah er zwar noch keine Gefahr na- hen, aber die übergroße Er- schöpfung des Alten schien ihm bedenklich. Als er das Zimmer verließ, begegnete ihm Gottjo- hann. „Der Fluch ist beseitigt", rief er ihm zu, „was tun wir, um diese Nachricht sobald als mög- lich nach Rünthe zu bringen?" „Diese Nacht noch?" fragte Gottjohann. „Das könnte nur ein Engel, der Flügel hat. Soe- ben hörte ich, daß vor dem Nordentore ein Gefecht zwi- schen Hammer Truppen und Clever Marodeuren stattgefun- den hat. Von letzteren sollen vie- le gefallen sein, aber sie erwar- ten Verstärkung und wollen den Angriff erneuern. Hamm hält seine Tore verschlossen, daß keine Maus hindurch kann, und einen anderen Weg nach Runt- he gibt es in dieser wasserrei- chen Zeit nicht, als den durch Hamm." Doch plötzlich ging ein Leuchten über sein Gesicht. „Vielleicht geht's dennoch!" rief er. „Wenn das Eis hält, werde ich's versuchen!" Und auf sei- nen langen Beinen erklomm er mit riesigen Schritten die hohe, zu seiner Kammer führende Treppe. Im nächsten Augen- blicke war er schon wieder un- ten und trug zwei längliche Bret- ter in seiner Hand, auf denen je ein Holzschuh befestigt war. Außerdem hatte er seinen Ian- gen Stab mit sich gebracht, wel- cher an der sich verjüngenden Seite in einer eisernen Spitze endigte. Als letztes Ausrü- stungsstück umschlof3 seine Schultern ein langer, bis über die Knie reichender Radmantel. „Mit diesen Schuhen will ich's wagen," rief er dem Kaplan zu, zeigte ihm die beiden Bretter, die unten mit eisernen Bändern beschlagen waren, und deren vorderer Teil in eine etwas nach oben gebogene Spitze auslief. „Das sind meine selbstgefertig- ten Schlittschuhe," sprach er, „und nun kommt, und sehet mich abfahren, aber vorher bitte ich um ein Schriftstück, dassich alles so verhält, wie ich es jetzt berichten soll. Jungfer Anna glaubt mir zwar aufs Wort, aber es ist doch der Fredenburger wegen besser, wenn ich etwas Schriftliches in der Hand habe." Der Kaplan sah ein, daß Gottjo- hann recht hatte. Er begab sich in das Wohnzimmer des Haus- herrn und kam kurze Zeit nach- her mit einem verschlossenen Briefchen zurück, das er dem Gottjohann übergab. Die beiden Männer gingen nun durch die an der südlichen Seite des Hofes liegende Gart- entür, durchschritten den Gar- ten und gelangten auf die Wie- se, die bereits zu den Ober- schwemmten Niederungen ge- hörte. Von dort dehnte sich nach rechts eine im Mondlicht unendlich scheinende, gefrore- ne Fläche aus. Gottjohann ver- suchte die Festigkeit des Eises und bemerkte zu seiner Freude, daß es die Last eines Menschen trug. Er schnallte seine Schlitt- schuhe fest und reichte dem Ka- plan die Hand, der ihn in Gottes Schuld befahl. Schon nach eini- gen Augenblicken erschien er dem Freunde als ein schwan- kender Busch mit gleichmäßi- gen Bewegungen, wie sie durch den Wechsel der Füße und das zur Fortbewegung notwendige Ein- und Abstoßen des Stabes bedingt wurden. (Fortsetzung folgt) BILDUNG FÜR ALLE IST UNSER AUFTRAG Schreibtechnische Lehrgänge Kaufmännische Lehrgänge Technfeche Lehrgänge SPrech-Lohnlänge Wir haben das komplette Bildungsangebot für alle NEUE LEHRGÄNGE Hamm - Soest - Ahlen - Arnsberg1 ,A.....A Zentrales Schulbüro Hamm BismarckstraBe 17/19 rim Telefon 10 23 811 16 68 ' 11, 10 Neu- und Gebrauchtwagenschau. Informationen und Tips rund um's Auto Eintritt nur DM 1,- 27. und 28. März 1982 Täglich von 10-19 Uhr geöffnet Zentralhallen Hamm